Mit den »Schiffsmeldungen« hat sich Annie Proulx die lebenslange Liebe vieler Leserinnen und Leser erworben, in »Aus hartem Holz« kann sie vielleicht nicht ähnlich begeistern, aber Anerkennung ist ihr gewiss. Zunächst für einen Roman mit fast 900 Seiten, der auf 300 Jahre amerikanische Geschichte blickt – von Menschen und von Wäldern. Die Familiensaga beginnt mit zwei französischen Einwanderern, die ihre Arbeit im Holz finden, der eine als einfacher Baumfäller, der andere als gewissenloser Händler. Die Stammväter bilden die Pole der Erzählung: Einer heiratet nach dynastischen Prinzipien, der andere verbindet sich mit der Urbevölkerung. Und wie die Indianer, die dem Willen der Weißen zu Macht und Profit nichts entgegenzusetzen haben, schwindet auch der zunächst unendlich wirkende Wald über Generationen der Ausbeutung. Immer wieder berühren sich die Schicksale, etliche Mitglieder wachsen einem im Laufe der Erzählung ans Herz. Am Ende sind die Familien weit verzweigt, die Wälder aber vielerorts verschwunden. Der Mensch hat über die Wildnis gesiegt, doch sein Triumph ist schal.
Annie Proulx, Aus hartem Holz. Als Taschenbuch erschienen im btb Verlag, München 2018, 12 Euro