Vertreibung aus dem Paradies

Von Britta Mentzel, Ausgabe 01/20

Ihr Buch »Ein wenig Leben« war ein Sensationserfolg, jetzt – sieben Jahre nach der Veröffentlichung in den USA – liegt der Debütroman von Hanya Yanagihara auch auf Deutsch vor. In »Das Volk der Bäume« erzählt die Hawaiianerin von einem (fiktiven) Stamm, der bis zu seiner Entdeckung durch drei US-Ethnologen ein von der Moderne unberührtes Leben auf einer mikronesischen Insel führt. Ein Teil der Menschen wohnt in einem Dorf, eine Gruppe Ausgestoßener irrt durch den Wald – geistig degeneriert, doch scheinbar unsterblich. Durch ihr Eindringen zerstören die Forscher, was sie dokumentieren wollen: Sie finden zwar das Mittel, das die Outlaws am Leben erhält, setzen aber die ganze Kette westlicher Ausbeutung in Gang, mit schrecklichen Folgen.

 

Hanya Yanagihara, Das Volk der Bäume. Aus dem Amerikanischen von Stephan Kleiner, Hanser Verlag, Berlin 2019, 478 S., 25 Euro