Latschen-Cuisine & Wacholder-Aceto

Von Christine Miller, Ausgabe 04/20

Die verschiedenen Düfte von Holz sind dem Autoren von klein auf vertraut. Aufgewachsen im österreichischen Waldviertel, verbrachte Artur Cisar-Erlach viele Sommerferien in der ostkanadischen Provinz Nova Scotia. Da lag es nahe, dass der Waldökologe und Experte für Lebensmittelkommunikation sich auf die Suche nach den Aromen und dem Geschmack des Waldes machte. Unterwegs begegnete er außergewöhnlichen Menschen: Whisk(e)y-Spezialisten und Fassbinder erzählten Cisar-Erlach von der Tradition des Spirituosenausbaus in hölzernen Fässern. Hochwertiger Balsamico reift zwölf Jahre in einer Batterie immer kleiner werdender Fässer aus Maulbeere, Kastanie, Kirsche, Wacholder oder Eiche. Jährlich wird der Aceto in das nächst kleinere umgefüllt, wobei der Essig aus jedem Holz andere Würzaromen zieht. Ein Londoner Spitzenkoch mariniert Seeteufel in Sandelholzsud, eine Südtiroler Küche experimentiert mit Latschenkieferspitzen und -zapfen. In Argentinien entdeckte der Autor aromatische Holzpralinen.

Artur Cisar-Erlach, Der Geschmack von Holz – Auf der Suche nach dem wilden Aroma der Bäume. Aus dem Englischen von Stephan Pauli, Malik/Piper Verlag, München 2020, 22 Euro