Ein Jahr im Wald

Von Tanja Clauss, Ausgabe 01/20

Es gibt Bücher, die es sich für längere Zeit auf dem Nachtkästchen gemütlich machen können, denn ihre Texte begleiten den Leser das ganze Jahr hindurch und machen den Neueinsteig selbst nach Pausen leicht. So verhält es sich auch mit David Haskells Naturbeo­bachtungen »Das Verborgene Leben des Waldes«. Der Autor, Professor für Biologie an der University of the South in Tennessee, USA, suchte über ein Jahr lang immer wieder das gleiche, etwa einen Quadratmeter große Waldstück auf, beobachtete und studierte es. Herausgekommen ist dabei keine wissenschaftliche Abhandlung, sondern ein geradezu poetischer Text über Flechten, Moose, vorbeihuschende Tiere, zarte Schneeflockengebilde und Vogelgesang. Selbst um surrende Plagegeister wie die Mücke ranken sich so liebevolle und einfühlsame Schilderungen, dass man das Buch auch noch gerne auf dem Nachtkästchen liegen lässt, wenn es längst ausgelesen ist. 

 

David G. Haskell, Das verborgene Leben des Waldes. Ein Jahr Naturbeobachtung. Aus dem Englischen von Christine Ammann, Verlag Antje Kunstmann, München 2015, 328 S., 22,95 Euro