Brif aus dem Walt

Von Britta Mentzel, Ausgabe 03/20

Wir Menschen halten uns ja für ziemlich schlau. Aber sind wir das wirklich? Immerhin ist es noch nie einem von uns geglückt, die Sprache der Tiere zu verstehen (von Dr. Dolittle, der nur im Buch vorkommt, einmal abgesehen). Andersherum ist es gelungen: Fuchs 8 versteht die Menschen, weil er unter einem Fenster jeden Abend ihren Gute-Nacht-Geschichten gelauscht hat. Und da er sogar ihr »Alfa-Bett« gelernt hat, kann er eines Tages entziffern, dass der Wald, in dem er mit seinen »Froinden« lebt, dem »Fuksblikk Zenter« weichen muss (für seine Ortografie entschuldigt sich Fuchs 8 sehr artig). Was dann folgt, ist eine moderne Fabel über Wagemut, Freundschaft und Unverständnis – denn obwohl der tierische Bücherheld die Sprache der Menschen spricht, kann er ihr Handeln nicht nachvollziehen. Deshalb schreibt er einen Brief und stellt die alles entscheidende Frage: »Ich wüsste gerne, was mit oich los is.« Lassen wir uns von einem Fuchs die Leviten lesen, kurzweilig und moralfrei!  

 

George Saunders, Fuchs 8. Aus dem amerikanischen Englisch von Frank Heibert. Luchterhand Literaturverlag, München 2019, 12 Euro