Bis hierhin und nicht weiter

Von Tanja Clauss, Ausgabe 01/20

Wer »rote Linien« setzt, bewegt sich am Limit und grenzt seinen Toleranzbereich ab – das gilt für Politiker genauso wie für Umweltschützer. Nicht immer verstehen Außenstehende, wieso die Grenze genau so verläuft und wie tief die Wurzeln der Motivation reichen – bei den Waldschützern im Hambacher Forst beispielsweise. Die Dokumentation »Die rote Linie« von Karin de Miguel Wessendorf erklärt, wie die Lage im vom Braunkohletagebau bedrohten Hambacher Forst eskalieren konnte. In ihrem knapp zweistündigen Werk – zugegeben, man hätte an manchen Stellen raffen können – begleitet sie seit 2015 vier Protagonisten, die sich gegen den Braunkohletagebau im rheinischen Revier wehren: Clumsy, der im Baumhaus lebt, um die Rodung des Waldes zu verhindern. Antje Grothus, eine Anwohnerin aus Buir, die sich erst mit einer Bürgerinitiative für den Erhalt der Lebensqualität in ihrem Dorf einsetzt und später von der Bundesregierung in die Kohlekommission einberufen wird. Lars Zimmer, der in einem Geisterdorf ausharrt, um Sand im Getriebe der Umsiedlung zu sein. Und Michael Zobel, Naturpädagoge, der anfangs kleine Führungen anbietet und später eine bewegende Ansprache an die Verantwortlichen richtet. Was mit dem Einsatz weniger Menschen begann, endete 2018 mit einer Großdemon­stration am Wald, zu der etwa 50 000 Teilnehmer kamen, und einem vorläufigen Rodungsstopp. 

 

 

Karin de Miguel Wessendorf, Die rote Linie. Widerstand im Hambacher Forst. DVD erhältlich über www.mindjazz-pictures.de, 15,90 Euro, Streaming ab 2,99 Euro